Immer mehr Fragen im Fall Adenauer/Tönnies

Liane Fülling, Thorsten Klute; Bild und Bearbeitung: Anni Strauss, Bremen, www.anni-strauss.com

Im Fall der inzwischen über 1.000 bestätigten SARS-CoV-2 Infektionen im Umfeld der Firma Tönnies kommen immer mehr Fragen auf. SPD Kreisvorsitzender Thorsten Klute erklärt dazu: „Kurzfristig im Vordergrund stehen muss das Interesse am Schutz der Gesundheit und der öffentlichen Sicherheit im Kreis Gütersloh. Es geht jetzt darum zu erreichen, dass sich so wenige Menschen wie möglich neu infizieren. Zugleich sind unsere Gedanken bei den an Covid-19 erkrankten Menschen, besonders bei denen, die die Krankheit mit schweren Symptomen hart trifft.“

 

Zudem ist eine Aufklärung möglicher schwerer Versäumnisse zwingend erforderlich. In einer Pressemitteilung des Kreises Gütersloh vom 10. Mai heißt es: „(…) Das Land Nordrhein-Westfalen hatte nach einer Häufung von Coronainfizierten bei einem Schlachtbetrieb in Coesfeld angeordnet, dass sämtliche Mitarbeiter der Schlachtbetriebe in NRW zu testen seien. (…) Seit dem 7. Mai hat sich der Kreis Gütersloh auf die Herkulesaufgabe vorbereitet. `Wir verfolgen eine risikoorientierte Testung der Mitarbeiter´, erklärte Krisenstabsleiter Thomas Kuhlbusch. `Von den Großen zu den Kleinen´, führte er aus, daher auch die Teilnahme der Vertreter der Firma Tönnies und der Stadt Rheda-Wiedenbrück bei der Krisenstabssitzung. Gestartet wird am Montag, 11. Mai, mit den Reihentests in einer Schlachtung bei Tönnies. (…) Ziel ist, alle Beschäftigten in allen 16 Schlachtbetrieben im Kreis Gütersloh schnellstmöglich flächendeckend zu überprüfen, um bei positiven Tests die Infektionsketten durch geeignete Maßnahmen konsequent unterbrechen zu können.“

In der Folgezeit vermeldete der Kreis Gütersloh dann immer mal wieder Zwischenstände der Testungen von auf dem Gelände der Firma Tönnies Beschäftigten. In einer Mitteilung des Kreises Gütersloh vom 29. Mai spricht der Kreis dann unter der Überschrift „Kreis setzt Kontrollen bei Tönnies fort“ von Eigentests der Firma Tönnies.

 

Im Zusammenhang mit der gestrigen Pressekonferenz des Kreises Gütersloh stellt sich daraus nun für Thorsten Klute eine ganz entscheidende Frage: „Wir haben gestern erfahren, dass der Kreis Gütersloh erst vorgestern, am Freitag, mit großen Mühen die Listen der Namen und Adressen der Beschäftigten auf dem Gelände der Firma Tönnies erhalten hat. Es stellt sich also zwingend die Frage: Wer wurde eigentlich im Mai getestet, wenn man erst jetzt weiß, wer auf dem Gelände der Firma Tönnies arbeitet? Wen hat man damals getestet? Wurden bei den Tausenden Tests im Mai Ausweispapiere vorgelegt und Testprotokolle verfasst? Oder hat man diese Fragen des Gesundheitsschutzes und der öffentlichen Sicherheit im Kreis etwa vollständig outgesourct, nach dem Motto `Private können das besser´? Diese Frage ist dringend vom Kreis Gütersloh als Gesundheitsamt zu beantworten.“

 

Für Liane Fülling, Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, stellt sich zudem noch eine weitere Frage: „Wir haben Samstagmittag zuverlässige Informationen erhalten, dass bereits ab morgen, also ab Montag, zahlreiche Menschen auf dem Gelände der Firma Tönnies Arbeiten verrichten sollen, um den Export von tiefgekühlten Waren in das außereuropäische Ausland vorzubereiten. Es geht also nicht um die Sicherstellung der Lebensmittelversorgung in Deutschland oder in der Europäischen Union. Es geht auch nicht um schnell verderbliche Waren. Unsere gestern Nachmittag gestellte Anfrage dazu hat der Landrat leider bisher nicht beantwortet. Warum sollen in dieser schwierigen Gefährdungslage Menschen für Arbeiten, die nicht der kurzfristigen Sicherstellung der Lebensmittelversorgung in Deutschland oder in Europa dienen, auf das Gelände der Firma Tönnies gerufen werden? Der Betrieb steht doch eigentlich still. Wem dient das?“