Pressebericht aus „Die Neue Westfälische“ vom 31.Oktober 2019
Kreis Gütersloh. 2023 werden auf der reaktivierten Strecke der Teutoburger-Wald-Eisenbahn (TWE) zwischen Harsewinkel und Verl die ersten Personenzüge rollen. Da ist sich Henrik Wilkening, TWE-Geschäftsführer sicher. Er diskutierte am Dienstagabend auf Einladung der SPD-Kreistagsfraktion über die Zukunft des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) im Kreis.

Für die TWE sieht die Zukunft nach Ansicht der Verkehrsexperten rosig aus. „45.000 Einwohner in einem Radius von einem Kilometer rund um die Haltepunkte und 26.000 Arbeitsplätze – das sind für eine ländliche Region gute Zahlen“, so Wilkening. Die Genehmigungsplanung für die Strecke liege vor, „Ende November bin ich zu einem Gespräch in der Bezirksregierung Detmold wegen des Planfeststellungsverfahrens.“ Alle Beteiligten wünschen sich „ein schlankes Genehmigungsverfahren“.
Dicke Bretter seien jedoch noch bei der Deutschen Bahn mit der DB Netz zu bohren. „Denn wir brauchen noch den Anschluss an das Gleis eins des Gütersloher Hauptbahnhofs“, so Wilkening. „Das ist einer der Erfolgsgaranten, dass wir mit dem Zug in den Hauptbahnhof fahren können“, sagte Stefan Honerkamp, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes OWL. Ein Jahr soll die Planfeststellung dauern, dann kann 2022 mit dem Bau begonnen werden – saniert werden 25,7 Kilometer mit neun Haltepunkten. 78 Bahnübergänge gibt es derzeit, davon werden 21 geschlossen, der Rest muss gesichert werden. „Die Strecke ist derzeit in einem betriebssicheren Zustand“, so Wilkening. Die Güterzüge, die darauf verkehren, dürfen eine Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern fahren, für den Personenverkehr sollen 80 erreicht werden. „Dafür ist die Erneuerung des Oberbaus notwendig“, so der TWE-Geschäftsführer. Durch neue Betonschwellen würden aber auch die Rollgeräusche minimiert. Das freue sicher die Anlieger, auf die das Unternehmen TWE nun zugehen will.
„Die Eisenbahnstrecken, die den Kreis erschließen – TWE, Haller Willem, die DB-Strecke Minden-Düsseldorf, die Teuto-Senne-Bahn und ein wenig auch der Warendorfer – sind sicher das Herzstück des Mobilitätsnetzes im Kreis“, meinte Klaus Tönshoff, der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion. „Aber was fehlt, ist häufig noch der Bus, der uns zum Zug bringt oder vom Zug wegbringt“, gab er zu bedenken. Der beste Kreis der Welt sei vom besten Mobilitätskreis der Welt noch entfernt – „aber wir arbeiten dran“, versprach er ebenso wie die Bundestagsabgeordnete Elvan Korkmaz.
Der gab Stefan Honerkamp vom VVOWL mit auf den Weg nach Berlin, dass Paragraph 8, Absatz vier des Personenbeförderungsgesetzes dringend überarbeitet werden müsse, wonach Verkehrsleistungen im ÖPNV eigenwirtschaftlich zu erbringen seien. „Dieser Passus verhindert die Steuerungshoheit des Kreises über seine Linien“, so Honerkamp. Er führe beispielsweise dazu, dass zwischen Nachbarstädten wie Halle und Harsewinkel keine direkte Busverbindung bestehe.
Aber auch Honerkamp setzt darauf, dass im Zuge der TWE-Reaktivierung ein Gesamtpaket die Mobilität im Kreis verbessert. Nach Vorbild der Haller-Willem-Strecke, die über die Expo-Initiative reaktiviert wurde, sollen Bahnhöfe aufgepeppt und zu Mobilstationen umgebaut werden. Denkbar wären dabei auch Car-Sharing, Bike-Sharing und E-Scooter-Verleih, um vom Bahnhof aus ans Ziel zu gelangen.