Presseartikel aus „Die Glocke“ vom 08. Juni 2018
Kreis Gütersloh (afri) – Der Öffentliche-Personen-Nahverkehr (ÖPNV) im Kreis Gütersloh ist das überlagernde Thema bei der jüngsten Sitzung des Verkehrs- und Straßenausschusses am Donnerstag gewesen. Grund dafür war ein Antrag der SPD-Fraktion. Sie forderte, eine neue, attraktivere Tarifstruktur zu schaffen.

Statt den Bus zu nehmen, würden viele lieber mit dem eigenen Pkw fahren, weil die Kosten für ein Busticket kaum günstiger seien als die Ausgaben für Treibstoff. Heinz Bünnigmann (CDU): „Um der Misere entgegenzuwirken, müssen wir uns auf die Marktfähigkeit des ÖPNV konzentrieren.“ Er gab jedoch auch zu bedenken, dass das Land NRW durch eine Umgestaltung auf Kreisebene nicht aus der Verantwortung gezogen werden dürfe. Zuschüsse sollten weiter abgerufen werden.
Das Thema Tarif wird auch im Nahverkehrsplan berücksichtigt. Dort werden grundsätzliche Ziele gesteckt – etwa die Vereinfachung des Tarifs, die Etablierung marktfähiger Preise sowie die Schaffung großräumiger Geltungsbereiche. Stefan Honerkamp vom VVOWL, stellte Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des ÖPNVs vor. Ziel sei es, einen Tarif für Jedermann unabhängig von den Preisen des Schülertarifs zu gestalten, ohne dabei die Finanzierungsgrundlagen des ÖPNV zunichtezumachen.
Außerdem müsse die Preisgestaltung über Preisstufenmodelle überdacht werden. „Das System ist nicht gerecht, weil Tickets für kurze Strecken oft teurer sind als für lange“, sagte Honerkamp. Um einen fairen Tarif für Gelegenheitskunden zu schaffen, sei es sinnvoll, die Fahrtkosten nach zurückgelegten Kilometern zu berechnen. Honerkamp: „Es muss ein Paradigmenwechsel erfolgen: Zur Bezahlung nach Beendigung der Fahrt und nicht vorher.“ Als Lösung schlug er die Einführung einer entsprechenden App vor.
Auch merkte Honerkamp an, dass sich die vorgegebenen Netze zu sehr an ehemaligen Tarifgrenzen von vor der Einführung des Westfalen-Tarifs orientierten. „Es fehlt an Möglichkeiten, sich Strecken nach eigenen Wünschen zusammenzustellen. Attraktiver werde das Bus- und Bahnfahren also auch durch uneingeschränkte Flatrates, bei denen sich Kunden Fahrten in bestimmte Regionen selbst zusammenstellen könnten. Denn: „In erster Linie wollen die Menschen mit Bus und Bahn fahren. Mit dem Ticketkauf wollen sie sich möglichst wenig beschäftigen.“