Thorsten Klute löst Hans Feuß als Vorsitzender ab

Westfalenblatt, 4.6.2018

Von Petra Blöß

Gütersloh/Rietberg (WB). Neuer Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes ist seit dem Wochenende Thorsten Klute. Allerdings, ein Schulz’sches 100-Prozent-Ergebnis gönnten ihm die 108 Delegierten im Rahmen des Parteitages im Saal Bökamp in Rietberg-Bokel nicht.

Den 77 Ja-Stimmen standen auch 22 ablehnende Voten gegenüber, neun Sozialdemokraten enthielten sich. Der 44-jährige Versmolder löst damit SPD-Urgestein Hans Feuß ab, der nach zwölf Jahren an der Spitze nicht noch einmal kandidierte. Er wurde mit minutenlangen stehenden Ovationen seitens der 108 Delegierten verabschiedet.

Stellvertreter Patrick Schlüter attestierte Feuß »ausgeprägte Unterhaltungsfähigkeiten« und konstatierte: »Seine Sportzitate und -vergleiche werden uns fehlen. Kennzeichnend für ihn waren klare Entscheidungen und ein offener Umgang.«

Feuß kritisiert »Wohlfühlwettkampf«

Eine durchaus kritische Bilanz hatte der scheidende Spitzenmann in seiner Ansprache zuvor gehalten. Die SPD habe in NRW bei der Landtagswahl einen »Wohlfühlwettkampf« veranstaltet: »Entscheidend war Hannelore Kraft mit ihrem Wahlkampf.« Jetzt gelte es, die Kommunalwahlen 2020 mit allem erdenklichen Elan anzugehen. Denn »ohne Mandate an der Basis ist die SPD eine Dame ohne Unterleib.« Wahlen seien »keine Erntedankfeste«, betonte Feuß und stellte fest: »Wir reden zu lange über die Vergangenheit.«

Seine persönliche Bilanz: »Wer als Vorsitzender in zwölf Jahren nie mit Leuten angeeckt ist, ist ein schlechter Vorsitzender. Mir waren immer die Leute am liebsten, die mir offen ihre Meinung gesagt haben und das am besten unter vier Augen. Nackenschläge muss man wegstecken.« Den künftigen Verantwortlichen gab er mit: »Vertrauen, Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit sowie Sympathie, das sind die Bausteine für Erfolge in der Zukunft.«

Als einen »Dienst an der Gesellschaft«, verstehe er das Amt des SPD-Kreisvorsitzenden, betonte Thorsten Klute in seiner Antrittsrede. Und mit der Arbeit für die SPD leisteten alle Aktiven in der Kreispartei auch einen Dienst an den 13 Städten und Gemeinden, am Kreis, am Land und auch an Europa. Der »Dienst für die Demokratie« sei nicht mehr selbstverständlich, die internationale Welt drifte »stramm nach rechts. Die Demokratie wie wir sie kennen ist ernsthaft in Gefahr.« Klutes Blick auf Europa aktuell: »Darf ich es ostwestfälisch deftig sagen? Die Lage ist beschissen.«

SPD nimmt Kommunalwahl 2020 in den Blick

Europapolitik, Arbeit und Soziales, das seien seine Schwerpunktthemen, auch in der lokalen Arbeit, ebenso wie vor allem Integration. Eine Kreis-SPD, »in der ich Verantwortung trage, wird für eine offene Gesellschaft stehen und die Leistungen derer, die irgendwann einmal in den Kreis Gütersloh eingewandert sind, zum Wohlstand dieses Landes anerkennen. Lasst uns hier noch stärker als bisher unsere Bevölkerung in den 13 Kommunen als Ganzes in den Blick in nehmen.«

Im Bereich des ÖPNV müsse die SPD weiter voranschreiten. Auch dürfe sie die Lage der Werkvertragsarbeiter nicht aus den Augen verlieren. Und sie müsse sich in der Armutsbekämpfung und »nicht der Bekämpfung armer Menschen« stark machen. Klute forderte, »sich kräftig in den Ortsverbänden anzustrengen«, um bei der Kommunalwahl 2020 auch gut abzuschneiden. Aufgestellt sei die SPD schon gut: »Mut macht, dass wir in den vergangenen Monaten viele neue Mitglieder im Kreis gewinnen konnten.«

»Ein gutes Team ist mir sehr wichtig. Und auch, dass wir im Vorstand für etwas sind, nicht gegen etwas. Wir müssen Brücken bauen und zueinander finden«, sagte der neue SPD-Vorsitzende Thorsten Klute beim Kreisparteitag.

Künftig vier Stellvertreter im Kreisverband

Damit spielte er an auf die Diskussion um eine Erweiterung der Stellvertreterposten von drei auf vier an. Genau das entschieden die Delegierten. Verwirrung gab es hier bei der Auszählung der offenen Akklamation, benötigte die entsprechende Satzungsänderung doch eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Die mehrfache Überprüfung des Votums ergab dann ein knappes Erreichen der Stimmgrenze. In der Aussprache zuvor hatte unter anderem Philipp Fleiter erklärt: »Was Menschen an Politik nervt, ist das, was hier gerade passiert. Vorstände aufzublähen ist nicht sinnvoll.« Dennoch steht nun mit Anja Kern (53 Ja-Stimmen, Rheda-Wiedenbrück), Patrick Schlüter (87 Ja-Stimmen, Versmold), Marion Weike (88 Ja-Stimmen, Werther) und Jael Rachel Räker (74 Ja-Stimmen, Gütersloh) ein Quartett hinter Klute.

Das beste Ergebnis fuhr ein junger Amtsbewerber ein. Jan Michael Goldberg, mittlerweile von Rheda-Wiedenbrück nach Werther verzogen, wurde mit 94 Ja-Stimmen zum neuen Kassierer gewählt.

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