Presseartikel aus der „Neuen Westfälischen“ vom 13.Mai 2017
Abgeordneter findet Krankenhaus-Debatte oberflächlich
Bettenabbau: Laut Günter Garbrecht gehen die Wortgefechte zwischen den heimischen Fraktionen am Kern der Sache vorbei.
Die Zahl der Betten sei schon lange keine maßgebliche Größe mehr. Die drei Gütersloher Häuser seien sogar eher unterbelegt
Von Ludger Osterkamp
Gütersloh. Der Vorsitzende des NRW-Gesundheitsausschusses, Günter Garbrecht (SPD), hat die Debatte über die Krankenhausplanung im Kreis Gütersloh als „oberflächlich und irreführend“ bezeichnet. Sie sei offenkundig von einem Wahlkampfmodus geprägt. Den Krankenhäusern schade sie mehr, als dass sie nutze. Sich pauschal gegen Bettenabbau zu wehren, gehe an den Realitäten vorbei.
Garbrecht kritisierte den Ton der politischen Debatte im Kreis Gütersloh. Vielfach werde verkannt, dass die unter Moderation der Bezirksregierung laufende Planung auf einen Konsens der direkt Beteiligten ziele, nämlich der Träger der Krankenhäuser sowie der Krankenkassen. Im übrigen lägen nur diesen die konkreten Auslastungszahlen der einzelnen Häuser und Abteilungen vor. Garbrecht: „Und solche Daten sind elementar, um seriös und in die Tiefe gehend die Planungen beurteilen zu können.“ Selbst er als Vorsitzender des Landtags-Fachausschusses verfüge über diese Daten nicht. Diese fehlende Transparenz könne man durchaus bemängeln.
Garbrecht sagte, statt lauthals und ohne die nötige Detailkenntnis gegen Bettenabbau zu protestieren, sollten sich die örtlichen Politiker zweierlei bewusst machen: Die Zahl der Betten sei seit Einführung des Abrechnungssystems per Fallpauschalen (DRG) nur noch eine bedingt aussagekräftige Messzahl, und die Konkretisierung der Rahmenvorgaben des Krankenhausplanes obliege ohnehin den Partnern vor Ort. „Ziel dieser zum Teil sehr langen Verhandlungsrunden ist es, einen von allen Seiten getragenen Konsensvorschlag zu entwickeln.“ Von den öffentlichen Stellungnahmen der Krankenhaus-Geschäftsführer sowie der Fraktionsvertreter hebe sich lediglich die von Georg Rüter, dem Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung, zu dem das Wiedenbrücker St. Vinzenz gehört, positiv ab. Er betone das, obwohl Rüter bekanntermaßen CDU-Mitglied sei.
Garbrecht verwies auf eine Tabelle des Statistischen Landesamtes, wonach, gemessen an der Bettennutzung, die Auslastung der drei in Gütersloh angesiedelten Häuser (St. Elisabeth-Hospital, Klinikum Gütersloh und LWL-Klinikum) mit 73,3 Prozent im Jahr 2015 unter den Vorgaben des Landesplanes gelegen habe. Auch sei die durchschnittliche Verweildauer mit 7,7 Tagen nach oben abgewichen. Für die beiden anderen Krankenhäuser im Kreisgebiet, das Klinikum Halle und St. Vinzenz, lassen sich solche Aussagen nicht treffen: Als Kooperationshäuser gehen sie in der Gesamtzahl der sieben Kliniken in Bielefeld auf.
Dass es im Kreis Gütersloh zu Situationen kommt, wo sich Krankenhäuser aufgrund von Überlastung abmelden, und dass es Fälle gibt, wo Betten auf die Flure geschoben werden – all das bestreitet Garbrecht nicht. Dennoch – beziehungsweise gerade deshalb – müsse man sich die Auslastung der einzelnen Häuser und Abteilungen genauer ansehen. Die Rahmenplanung des Landes versuche, das anzustoßen. „Eine Pauschalkritik, wie in den letzen Tagen geäußert, hilft im Gegensatz dazu gar nicht.“