Bezahlbares Wohnen für alle?

Podiumsteilnehmer am 20. März 2017 in Rheda-Wiedenbrück
F. Trifoglio, E. Korkmaz, R. Brodda, U. Ecks, T. Schirmer, J. M. Goldberg (v.l.)
Podiumsteilnehmer am 20. März 2017 in Rheda-Wiedenbrück
F. Trifoglio, E. Korkmaz, R. Brodda, U. Ecks, T. Schirmer, J. M. Goldberg (v.l.)

Es gibt im Kreis Gütersloh zu wenige Wohnungen, insbesondere Wohnungen, die bezahlbar sind für Familien und Alleinstehende, die nicht zu den Besserverdienenden gehören. Die SPD-Kreistagsfraktion hatte zu einer Diskussionsveranstaltung „Wie wollen wir wohnen?“ nach Rheda-Wiedenbrück eingeladen. Jan Michael Goldberg, örtlicher Kreistagsabgeordneter und SPD-Kandidat für den Landtag, moderierte eine Gesprächsrunde mit dem Geschäftsführer der Kommunale Haus u. Wohnen GmbH (KHW), Tobias Schirmer, dem OWL-Geschäftsführer des Mieterbundes, Ralf Brodda, seiner Kreistagskollegin und stellv. SPD-Landesvorsitzenden Elvan Korkmaz sowie Francesco Trifoglio von der örtlichen SPD.
Zwar gäbe es im Bestand bei der KHW Mieten von 4,60 Euro pro Quadratmeter, aber die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt in Rheda-Wiedenbrück und darüber hinaus im Kreis Gütersloh gehe weit über die Angebote insbesondere im geförderten Wohnungsbau hinaus. Zum Teil werden utopische Preise für Bauland gefordert, wenn es überhaupt Flächen gibt und darüber hinaus besteht vor Ort keine politische Bereitschaft, zum Beispiel durch Zulassung von flächensparendem Bauen, durch Nachverdichtung und Aufstockung oder auch Abriss und Neubau dem Bedarf nachzukommen. Wenn es verhindert würde, größere Einheiten mit 12 und mehr Wohnungen zu errichten weil dadurch angeblich unverträgliche Massierungen gegenüber der Nachbarschaft aufträten, dann ist kostengünstiges Bauen nicht bzw. nur sehr schwer möglich. Ralf Brodda vom Mieterbund machte deutlich, dass es für junge Menschen und Familien mehr als schwierig ist, bei einem Mietanteil von bis zu 40 Prozent vom Einkommen, noch genügend übrig zu haben für ein gutes Leben mit all den anderen Bedürfnissen. Francesco Trifoglio legte den Finger in eine ganz besondere Wunde des Rheda-Wiedenbrücker Wohnungsmarktes, gibt es seinen Ausführungen nach doch skrupellose Vermieter, die „50m²-Bruchbuden“ für 1.000 Euro im Monat vermieteten. Die zum Teil illegalen Verhältnisse kennzeichnete Trifoglio ganz bitter mit dem Satz „Kapital ist niemals sozial, sondern rational“. Auf die ganz besonderen Anstregungen in NRW wies Elvan Korkmaz hin. Kein anderes Land stellt so viel Geld für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung wie Nordrhein-Westfalen. 2016 und 2017 liegt das Fördervolumen dafür bei jeweils 1,1 Milliarden Euro. Und im Jahr 2015 ist der soziale Wohnungsbau um 37 Prozent gesteigert worden auf über 9.000 Wohnungen. Mit Bezug auf Francesco Trifoglios Ausführungen plädierte Korkmaz für eine verschärfte Anwendung des Wohnungsaufsichstgesetzes, Überprüfungen bei den Ausnahmen bei der Mietpreisbremse, die, falls notwendig, abgeschafft gehörten. In der anschließenden Diskussion wies ein Besucher darauf hin, dass es im Kreis Gütersloh im Verhältnis zu den anderen Kreisen in OWL die wenigsten Sozialwohnungen gibt. Einig war man sich im Podium, dass hier deutlich wird, dass politisch mehr Engagement auf allen Ebenen gefordert ist, nicht zuletzt, weil gute bezahlbare Wohnungen ein ganz wichtiger Standortfaktor im wirtschaftlich starken Kreis Gütersloh sind.