Landespolitiker für Stärkung des Fachhochschulstandortes Gütersloh

Die Landtagskandidaten des Wahlbezirks III (96) positionierten sich in den Räumen des BANG-Trainingszentrums zum Thema Arbeitsmarkt in regionalem Rahmen.

Presseartikel aus der „Neuen Westfälischen“ vom 08. Februar 2017
Redakteurin: Karin Prignitz

Verl. „Wie kann der Arbeitsmarkt in regionalem Rahmen verbessert, stabilisiert und optimiert werden?“ André Kuper (CDU), Jan Michael Goldberg (SPD), Sonja von Zons (Bündnis 90/Die Grünen) und Ulrich Klotz (FDP), die Kandidaten des Wahlkreises Gütersloh III (96), haben dazu im BANG-Trainingszentrum vor Vertretern von Mitgliedsbetrieben, Auszubildenden und Regionalpolitikern Stellung bezogen. Einigkeit herrschte in einem Punkt: „Der Fachhochschulstandort Gütersloh muss gestärkt werden.“

AUSBILDUNG
Nach Angaben von pro Wirtschaft GT lag die Zahl der Auszubildenden im Kreis Gütersloh im Jahr 2009 bei 7.274. Im Jahr 2015 gab es 7.203 Auszubildende. Ulrich Klotz erinnerte an eine Umfrage unter Gewerbetreibenden der Stadt. Die Verler Unternehmer hatten Defizite in der Ausbildungsreife der Jugendlichen ausgemacht und in deren grundsätzlicher Verfügbarkeit. Sicherlich sei Akademisierung ein wichtiger Punkt, betonte Klotz, „aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Nachfrage gerade im berufsbildenden Bereich groß ist“.

Deshalb müssten die Berufskollegs gefördert werden und das Bewusstsein, „dass das Abitur eine von vielen Möglichkeiten ist“. Konsens herrschte in der Stärkung der dualen und trialen Ausbildung. „Wir brauchen eine individuelle Förderung“, betonte André Kuper. Nur so könnten auch Schwachqualifizierte an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Jan Michael Goldberg plädierte für eine Stärkung des örtlichen Handwerks und des sozialen Wohnungsbaus.

„Dass nur jeder vierte Betrieb in OWL ausbildet, daran müssen wir etwas ändern“, forderte Sonja von Zons. Sie sprach sich für eine Ausbildungsplatzabgabe aus. Ulrich Klotz appellierte stattdessen an die Eigenverantwortung. Jan Michael Goldberg unterstrich, dass mehr Azubis nach der Lehre übernommen werden müssten. Von Zons sieht in der Zuwanderung von Flüchtlingen „ein Riesenpotenzial, das wir nutzen müssen“.

WEITERQUALIFIZIERUNG
Wichtig sei es, sagte Jan Michael Goldberg, „Chancen aufzuzeigen, die man nicht im Blick hat“. Vielen sei nicht bewusst, was sie mit und auch neben der Ausbildung machen können. Schulen und Betriebe müssten deshalb „konkreter aufzeigen, was möglich ist“. André Kuper verwies in Sachen Weiterbildung und Arbeitsplatzsicherung auf „Industrie 4.0″.

Hinter diesem Begriff verbirgt sich die Verzahnung der Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik. Treibende Kraft dieser Entwicklung ist die rasant zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Schwarz zu sehen, dafür gebe es keinen Grund, sagte Ulrich Klotz. „Unsere Marktwirtschaft ist flexibel und reagiert auf solche Situationen.“ „Einen Wandel in dieser Geschwindigkeit gab es aber noch nie“, entgegnete ein Besucher.

ARBEITSLOSIGKEIT
Die Jugendarbeitslosenquote im Kreis lag im Januar bei 4,8 Prozent. Goldberg berichtete von einem SPD-Modellprojekt, das aufgebaut werden soll, um den sozialen Arbeitsmarkt zu testen. „Nicht mehr Arbeitslosigkeit finanzieren, sondern den sozialen Arbeitsmarkt“, das unterstützte auch von Zons.
André Kuper berichtete, die Zahl der Langzeitarbeitslosen sei Anfang 2016 zurückgegangen. Er sprach sich für mehr Nachqualifizierungsangeboten aus. „Darin sehe ich auch eine Chance, dem Fachkräftemangel zu begegnen.“

Langzeitarbeitslosigkeit müsse durch einen Abbau von Bürokratie entgegengewirkt werden, forderte Klotz. „Nur so kann der Einstieg in den Arbeitsmarkt leichter werden.“
Moderator Markus Kamann, Geschäftsführer des BANG-Trainingszentrums, kündigte an, dass „BANG-Inklusiv“ (Inklusion) noch in diesem Jahr an den Start gehen soll. Mit niederschwelligen Angeboten könne der Sprung in den ersten Arbeitsmarkt erleichtert werden. Warum es so schwierig sei, einen Praktikumsplatz in den örtlichen Firmen zu bekommen, wollte Azubi Alexander Paul (35) wissen. Er bekam die Zusage von Markus Kamann, sich darum zu kümmern.

FACHKRÄFTEMANGEL
Nach den vom IHK-Fachkräftemonitor NRW ermittelten Zahlen zum Angebot und der Nachfrage in allen Branchen der Industrie- und Handelskammer Bielefeld ist ein Fachkräftemangel in Ostwestfalen abzulesen. Deutlich am stärksten nachgefragt sind beruflich Mittelqualifizierte. 2016 gab es im Vergleich zu den Angeboten eine 6,1 Prozent höhere Nachfrage. Die etwa viermal geringeren Zahlen der Hochqualifizierten weisen nach der Statistik ein Minus von knapp elf Prozent an Angeboten aus.

Bildunterschrift: Die Landtagskandidaten des Wahlbezirks III (96) positionierten sich in den Räumen des BANG-Trainingszentrums zum Thema Arbeitsmarkt in regionalem Rahmen. Unser Foto zeigt (v.l.) Ulrich Klotz (FDP), Moderator Markus Kamann, Geschäftsführer des BANG, André Kuper (CDU), Jan Michael Goldberg (SPD) sowie Sonja von Zons (Grüne). | © Karin Prignitz