Rad(t)-Schlag – Radverkehrskonferenz der SPD im Kreis Gütersloh

Um zu einem Bewusstseinswandel vom Automobil hin zum Fahrrad zu kommen, schlugen einzelne der Experten förderfähige Leuchtturmprojekte vor, um den Wandel in der Öffentlichkeit anzuschieben.
  • Diesen Film „AGFS Städte in Bewegung – Die Transformation der Straße“ zeigte das Mitglied auf dem Podium Peter London, Verkehrsministerium (BWSV NRW) und AGFS (Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.V.) während der Veranstaltung

    Der Radverkehr als Bestandteil eines kreisweiten Mobilitätskonzeptes stand im Mittelpunkt einer Diskussionsrunde, zu der die Kreis-SPD eingeladen hatte. Weniger die Tourismusradler standen im Mittelpunkt der Betrachtungen als vielmehr die notwendigen Schritte, um den Alltagsradlern das Leben zu erleichtern. Dazu gehören die sicheren Wege aus dem Umland in die Stadt, Wege durch die Stadt und in die nächste Kommune. Wenn auch die große Politik in den vergangenen Jahrzehnten dem Automobil den Vorrang gegeben hat, ist ein Umdenken gerade in der Nahmobilität dringend notwendig, sonst lassen sich auch die angestrebten Klimaschutzziele nicht erreichen. Da 25 Prozent der innerstädtisch zurückgelegten Strecken kürzer sind als drei Kilometer, bietet sich das Rad oder Pedelec als optimales Verkehrsmittel an, das zudem im ruhenden Verkehr wenig Fläche verbraucht.

    Das Podium war kundig besetzt mit ausgewiesenen Radverkehrsexperten: Jürgen Berghahn, MdL; Bernd Küffner, Verkehrsclub Deutschland (VCD) Kreisverband OWL; Peter London, Verkehrsministerium (BWSV NRW) und AGFS (Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.V.), Thomas Freyer, Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC) Kreisverband Gütersloh und Klaus Tönshoff, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion. Die Moderation übernahm Fritz Spratte, SPD-Kreistagsmitglied und sowohl erfahrener Alltagsfahrer als auch Touren- und Freizeitradler. Nach einführenden Stellungnahmen der Podiumsteilnehmer ergab sich eine angeregte und sachkundige Diskussion mit den ebenfalls pro Fahrradmobilität eingestellten Gästen, unter anderem aus Kreis- und Stadtverwaltungen sowie aus den Kommunen des Kreises. Einhellige Zustimmung fanden Erkenntnisse, dass eine Radwegeplanung für Alltagsradler nicht an Gemeinde- oder Kreisgrenzen enden dürfe. Wichtig sei auch die Akzeptanz, Toleranz, Wertschätzung und Rücksichtnahme auf Radfahrer und Fußgänger als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer. Im Kreis passierten 80 Prozent der Fahrradunfälle auf den Radwegen und bei 70 Prozent der Unfällen mit Radfahrern seien Autofahrer die Verursacher.

    Fragen der Finanzierung konnten nicht abschließend diskutiert werden, aber das Land NRW bietet Möglichkeiten der Mitfinanzierung, die aber für die Fülle der möglichen Projekte nicht ausreichen. Jürgen Berghahn wies auf die besonderen Fördermöglichkeiten für Bürgerradwege hin.
    Um zu einem Bewusstseinswandel vom Automobil hin zum Fahrrad zu kommen, schlugen einzelne der Experten förderfähige Leuchtturmprojekte vor, um den Wandel in der Öffentlichkeit anzuschieben. Dazu könnte auch ein Beitritt in die AGFS beitragen, bei dem Kreis oder Kommunen neben Standardlösungen auch öffentlichkeitswirksame Spitzenprojekte entwickeln müssten. Andere sahen eher pragmatische Lösungen in vielen kleinen Schritten, um erkannte und bekannte Lücken im Radwegenetz zu schließen. Frank Scheffer, Fachbereichsleiter beim Kreis Gütersloh, kündigte für die in Arbeit befindliche Mobilitätstrategie und das Radwegekonzept eine Übersicht der zu schließenden Lücken im Radwegenetz an. Klaus Tönshoff betonte, dass im Straßenbauprogramm des Kreises aktuell und in den vergangenen Jahren der Radwegebau eine hohe Priorität hat und hoffte sehr, dass dies auch die anderen Fraktionen im Kreistag so fortsetzen wollen.

    Thomas Freyer als Vertreter des ADFC wies auf die Möglichkeiten für die ortskundigen Fahrradnutzer hin, Verbesserungen im Internet vorzuschlagen, die in der Mängel-Datenbank für den Kreis Gütersloh angezeigt werden können und deren Bearbeitung verfolgt wird. Zusammenfassend drückte Fritz Spratte als Moderator seine Zufriedenheit darüber aus, dass nicht erst nach dem Impuls durch die SPD-Kreistagsfraktion viele Kräfte im Kreis beim Thema Nahmobilitiät an einem Strang ziehen und Verwaltungen und Politik, sowie Verbände und Vereine und die interessierte Öffentlichkeit sensibilisiert sind. Fritz Spratte zu den Teilnehmern: „Ich hoffe, dass wir viele von Ihnen im Juni in den Arbeitskreisen der Kreisverwaltung wiedertreffen und Sie Ihre Kenntnisse und Kompetenz zum Thema Fahrradmobilität einbringen werden.“