
„Wenn wir schon die Verkehrsthemen im Kreis Gütersloh als Schwerpunkte unseres Programms haben, müssen wir auch mal den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen“ war die Auffassung von Liane Fülling als Fraktionsvorsitzende und Klaus Tönshoff als verkehrspolitischem Sprecher. Einfacher gesagt als getan für die ungeübten ÖPNV-Teilnehmer. Daher war „Lernen durch Tun“ das Samstagsmotto für die Kreistagsmitglieder der SPD-Fraktion.
Ziel sollte an einem Samstag der ZOB in Gütersloh sein, mit Abfahrten und Rückkehr von und nach Mastholte, Rietberg, Rheda-Wiedenbrück, Gütersloh, Avenwedde, Schloß Holte-Stukenbrock, Halle/Westfalen, Werther, Versmold und Harsewinkel. Die erste Erkenntnis war, dass der Zugang zu den notwendigen Informationen „erarbeitet“ werden muss: Wo ist die nächste Haltestelle, wie kommt man dahin, wo wird man gegebenenfalls das Fahrrad los, hält da auch samstags ein Bus oder Zug, was ist das günstigste Ticket, 9-Uhr-Tagesticket, Viererticket, Ü60-Ticket, was kostet die Fahrradmitnahme extra, für ein normales Rad oder für ein geklapptes Klapprad, muss das Klapprad verpackt sein? Mit Unterstützung der OWL Verkehr, einem Zusammenschluss der im Tarifgebiet „Der Sechser“ tätigen Verkehrsunternehmen, gab es zumindest brauchbare Fahrplandaten.
Beim ersten Zusammentreffen am ZOB in Gütersloh kam es zu einem angeregten Erfahrungsaustausch zu den gelösten Tickets. Immerhin war niemand ohne Fahrschein geblieben. Allerdings gab es mehrere unterschiedliche Varianten für ähnliche Wegstrecken. Und der sein Rad mitführende Fahrradverkehrsexperte konnte nur mit größter Mühe unter höchstem Zeitdruck für sich und sein Radl die notwendigen Tickets in der Regionalbahn kaufen. So wurde die sensationsheischende Überschrift in der Boulevardpresse vermieden „Roter als Schwarz-Fahrer erwischt“.
Weiterer intensiver Erfahrungsaustausch ergab sich für die eher ungeübten ÖPNV-Nutzer durch verpasste Busse, falsch aufgesuchte Haltestellen, plötzlich erkrankte Haustiere, mangelndes Vertrauen in die Fahrpläne bei zwei notwendigen Umstiegen und durch zum Teil nicht optimale Beratung beim Kauf des günstigsten Tickets. Auch wenn der Samstag für die Berufs- und Schülerverkehre weniger wichtig ist und mehr für Freizeit- und Einkaufsverkehre, wurde doch deutlich, dass der Zugriff auf die notwendigen Informationen für ungeübte ÖPNV-Nutzer ohne mobilen Internet-Zugang kaum möglich ist. Damit dürften junge Menschen mit Schulbuserfahrung eher klarkommen als die Mehrzahl der Senioren ohne Zugang zum weltweiten Web. Ohne Kenntnis der Linienwege und ohne Kenntnis der Tarifstruktur bleiben die Barrieren zum ÖPNV für Ungeübte hoch. „Wir sehen im verbesserten und vereinfachten Zugang zu Informationen einen wesentlichen Ansatz für die bessere Nutzung des ÖPNV im Kreis. Internet, Linienfaltblätter und Hotline reichen für die Mehrheit der potenziellen Nutzer nicht aus“ fasste Liane Fülling als erste Erkenntnis zusammen.