SPD will den Kontakt zu Arbeitern stärken

(v.l.) Beisitzer Josef Rugge-Fechtelpeter, SPD-Kreisvors. Hans Feuß, AFA-Bezirksvorsitzender Hermann Hibbeler, Kreisvorsitzender Jan Goldberg, Udo Brune, der ehemalige Parl. Staatssekretär Klaus Brandner, Beisitzer Patrick Schlüter. Bild: Bitter

Pressebericht aus: „Die Glocke“ vom 13. April 2015

Von unserem Mitarbeiter Johannes Bitter

Kreis Gütersloh (gl). Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AFA) innerhalb der SPD hat sich neu gegründet. Ihr Vorsitzender auf Kreisebene ist der 20 Jahre alte Jan Goldberg aus Rheda-Wiedenbrück, Elektroniker von Beruf und Mitglied im Kreistag. Seine Stellvertreterin Anja Kern (48) kommt ebenfalls aus Rheda-Wiedenbrück und arbeitet seit 15 Jahren bei der Kreisverwaltung Gütersloh, zurzeit als Personalratsvorsitzende.

Vakant bleibt vorerst die Position des Schriftführers. Als Beisitzer wählten die 21 Stimmberechtigten jetzt in Gütersloh Udo Brune und Patrick Schlüter aus Versmold, Eckhard Wiesbrock und Josef Rugge-Fechtelpeter aus Harsewinkel sowie Yeliz Tutkun aus Rheda-Wiedenbrück. Der Vorsitzende des SPD-Stadtverbands und Gütersloher Bürgermeisterkandidat Matthias Trepper begrüßte die Revitalisierung der AFA nach ihrer Erstgründung 1981. Es sei wichtig, mit dem Start in den Beruf auch in der Gewerkschaft tätig zu sein, sagte Trepper.

Die SPD habe sich nach dem Zweiten Weltkrieg schwergetan mit der AFA, räumte der Bezirksvorsitzende Hermann Hibbeler ein. Als sich jedoch die AG der Selbstständigen einen eigenen Status erobert habe, sei der Ruf nach der AFA wieder stark geworden und damit die Forderung, dass die Gewerkschaften ihre Interessen stärker an die SPD binden. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Herbert Wehner, habe auch etwas gegen die Akademisierung der Jusos setzen wollen, blickte Hibbeler zurück. Seine Überzeugung: „Man muss ein politisches Standbein haben neben der gewerkschaftlichen Tätigkeit.“

„Wir sind nicht mehr die Arbeiterpartei, obwohl die Arbeit bei der SPD im Mittelpunkt steht“, stellte der ehemalige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, Klaus Brandner (Verl), fest. So wie die jungen Leute die Jusos als Plattform für ihre Unbekümmertheit brauchten, verbessere die AFA den Kontakt der SPD zur Arbeiterschaft. Der ehemalige Erste Bevollmächtigte der IG Metall unterschied: Die Gewerkschaften hätten die Auseinandersetzung um die Existenz zu führen und müssten zu Kompromissen kommen. Brandner wertete Ausbildungsplätze als Bringschuld der Unternehmen und forderte eine regionale Umlage, um mehr Jugendliche in eine ordentliche Ausbildung zu bekommen. Der SPD-Politiker kritisierte gleichzeitig den zu hohen Grad an Langzeitarbeitslosen im Arbeitsamtsbezirk. Brandner: „Jeder Mensch hat ein Restleistungsvermögen. Das ist abzugreifen für menschenwürdige Arbeit.“

Zitate

100 Tage Mindestlohn: Darüber freut sich die Sonne.“

Hans Feuß (Harsewinkel), SPD-Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter, zum Frühlingswetter am Freitag.

Bitte nicht sagen, der Mindestlohn ist wichtig, aber eine Partei wählen, die den Mindestlohn nicht will.“

Jan Goldberg (Rheda-Wiedenbrück), neuer Kreisvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD.

Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen ist organisiertes Chaos.“

Hermann Hibbeler (Lage), AFA-Bezirksvorsitzender.

Aufgabe der AFA ist es, den Menschen aus der Arbeit heraus eine Stimme zu geben in der Partei.“

Klaus Brandner , SPD-Ortsvereinsvorsitzender in Verl und ehemaliger Bundestagsabgeordneter. (bit)

Hintergrund

Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AFA) stellt mit bundesweit rund 100 000 Mitgliedern eine große Gruppe innerhalb der SPD dar. Bundesvorsitzender ist der Gewerkschaftssekretär und SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel aus Kochel am See. Bezirksvorsitzender in Ostwestfalen-Lippe ist Hermann Hibbeler aus Lage, Träger des NRW-Verdienstordens.

Der langjährige Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Herbert Wehner, initiierte 1973 die Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen, um den Interessen der Arbeitnehmer in der großen Volkspartei SPD wieder ein schärferes Profil zu verleihen. Wehners Begründung: „Die AFA ist lebenswichtiges Organ der SPD, gleichzeitig Auge, Ohr und Herzkammer der Partei.“

Die Arbeitsgemeinschaft gilt als links und basisdemokratisch. Sie versteht sich als Scharnier zwischen Gewerkschaften und SPD. (bit)