Ideen aus Sicht der Jugend sollen Kreistag beleben

Presseartikel aus: „Die Glocke“ vom 26. August 2014

Kreis Gütersloh (gl). Weil er im Landtagswahlkampf 2012 die Themen der Sozialdemokraten wie Studieren ohne Gebühren oder das Inklusionskonzept „ziemlich gut fand“, er selbst mit 17 Jahren aber nicht wählen durfte, ist Jan Goldberg seinerzeit in die SPD eingetreten – „um die Partei zu unterstützen“. Zwei Jahre später sitzt der 19-jährige Rheda-Wiedenbrücker im Kreistag – als jüngstes Mitglied der SPD-Fraktion und als jüngster Bürgervertreter insgesamt.

Eine steile Karriere für einen Newcomer, möchte man meinen. Jan Goldberg widerspricht nicht. Aber: „Wenn man sich aktiv einbringt, bekommt man auch eine Chance und kann etwas bewegen“, sagt der Student. Nachdrücklich wirbt er dafür, dass sich mehr seiner Altersgenossen politisch engagieren. Goldberg ist überzeugt: „Aus Sicht der Jugend kann ich neue Ideen in die Kreistagsarbeit einbringen, zumal meine Generation dort deutlich unterrepräsentiert ist.“

Jugendhilfe und Schulpolitik sind seine Themen. Im Jugendhilfeausschuss ist der 19-Jährige, der aus einer gewerkschaftlich geprägten Arbeiterfamilie stammt, gar Sprecher der Sozialdemokraten, da seine einzige SPD-Mitstreiterin Ulrike Boden dem Gremium vorsitzt. In die komplizierte Materie arbeitet er sich gerade ein. Mit Spannung sieht er den konkreten Beratungen in den Ausschüssen ab September entgegen.

Das Thema Schule hat Jan Goldberg in den vergangenen Jahren im Kreis hautnah erlebt. Nach dem Besuch der Osterrath-Realschule in seiner Heimatstadt machte er bei Miele eine duale Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik. Das allein reichte dem Rheda-Wiedenbrücker nicht. Parallel wollte der Mann sein Fachabitur machen, „was an meiner Berufsschule, dem Carl-Miele-Kolleg in Gütersloh, leider nicht möglich war“.

So fuhr Goldberg, der bei Miele über die Industriegewerkschaft Metall auch als Jugendvertreter wirkte, mehrmals in der Woche für einige Stunden nach Paderborn, wo dieser zweijährige Bildungsgang angeboten wurde. Weil er anfangs noch keinen Führerschein hatte und die Nahverkehrsverbindungen unattraktiv waren, stieg er für den Weg zur Domstadt und zurück oftmals aufs Rennrad.

Die Zeiten sind vorbei. Mit Fachabitur und den Berufsschulabschluss mit der Note 1,0 in der Tasche, absolviert er seit wenigen Wochen am Studienort Gütersloh der Fachhochschule Bielefeld mit einer Stelle bei Beckhoff Automation in Verl ein duales Studium zum Wirtschaftsingenieur. Und trifft dabei auf Professor Dr. Andrea Kaimann, die er einst bei Pro Wirtschaft GT in Zusammenhang mit Mint-Angeboten kennengelernt hat. Das war einer der wenigen Punkte, an denen Goldberg selbst als Schüler mit dem Kreis in Berührung gekommen ist. Er würde es daher ausdrücklich begrüßen, „wenn in den Schulen mehr kommunalpolitische Bildung gemacht würde“.

Beruf und Politik mit gleichem Stellenwert

Kreis Gütersloh (mn). Mit der Bezirksschülervertretung Gütersloh hat Jan Goldberg als deren Vorsitzender (2012 bis 2014) im Vorfeld des 25. Mai versucht, Jugendliche mit Informationen über die Positionen der Parteien und über deren jüngste Kreistagskandidaten zu versorgen. Als das Faltblatt initiiert wurde, stand allerdings noch nicht fest, dass der 19-Jährige selbst für die SPD in Rheda-Wiedenbrück antreten würde. Das Projekt wurde gleichwohl nicht eingestampft, die 10000 Exemplare wurden verteilt. Ob und was sie bewirkt haben, ist offen. Goldberg weiß aber: „Es wurde darüber gesprochen.“ Zufall: Einer der mit in dem Heft stand und mit ihm auch gemeinsam im neuen Kreistag sitzt, ist André Schulte.

Der 24-jährige CDU-Kandidat war nicht nur direkter Wahlkreis-Konkurrent Goldbergs, sondern zugleich auch jüngster Bewerber seiner Partei. Schulte zog mit 40,8 Prozent der Stimmen direkt ins Kreisparlament ein, Goldberg (26,7 Prozent) schaffte es über den sicheren Platz zehn der Reserveliste. Den hatte er bekommen, weil er sich im SPD-Ortsverein Rheda-Wiedenbrück engagierte, im Wahlkampfteam mitarbeitete und neue sowie junge Kandidaten für den Kreistag gefragt waren. Weil er parallel auch für den Stadtrat kandidiert hat, hat der 19-Jährige an rund 900 Haustüren geschellt und 8500 Faltblätter verteilt.

Beruf und Mandat will der Rheda-Wiedenbrücker gleichwertig behandeln und gegebenenfalls die Freizeit einschränken. Originalton: „Wenn abends noch eine Bürgeranfrage kommt, dann wird die noch bearbeitet und der Fernseher ausgemacht.“

Im Wahlkampf hat Goldberg als seine politische Leitlinie für den Kreis Gütersloh ausgegeben: „wirtschaftlich stark, ökologisch sinnvoll, sozial gerecht; nur sozial allein reicht nicht“. Sechs Jahre hat er Zeit, sich dafür einzusetzen. Möglicherweise wechselnde Mehrheiten sind zusätzliche Motivation. Der SPD-Kreistagsabgeordnete: „Das Kämpfen und Werben für die eigenen Positionen dürfte spannend werden.“

Langeweile nicht in Sicht

Kreis Gütersloh (mn). Dass trotz Beruf und Politik noch Zeit für Hobbies wie Gitarre spielen, Rennrad fahren und den Kanuverein bleibt, davon ist der neue und jüngste Kreistagsabgeordnete Jan Goldberg überzeugt. Zudem kümmert sich der Student noch in der mit zwei Freunden zur Gestaltung von Internetseiten und Softwareentwicklung gegründeten Firma Productwo um den kaufmännischen Part. Langeweile kommt bei dem SPD-Politiker also erst einmal nicht auf. Zudem hat der 19-Jährige am vergangenen Freitag in Sennestadt erstmals an einem Poetry-Slam teilgenommen. Sein Thema: „Die Ansprüche der deutschen Wirtschaft an junge Menschen. Und wie Jugendliche wirklich ticken.“

Wie Jugendliche wirklich ticken, ist an diesem Donnerstag auch Thema einer Veranstaltung von Pro Wirtschaft GT. Ab 15 Uhr im Kreishaus Gütersloh auch auf dem Podium: Jan Goldberg.