„Es hat uns sehr verwundert, dass der Vorsitzende des Seniorenbeirats der Stadt Gütersloh sich jetzt, nach einer inzwischen mehrjährig geführten Diskussion, plötzlich gegen eine Reaktivierung der sogenannten TWE-Strecke für den Personennahverkehrs auf der Schiene und damit gegen den Erhalt der TWE-Strecke für den Güterverkehr ausgesprochen hat“ stellen Thomas Ostermann und Ulla Ecks für die SPD-Fraktionen im Rat der Stadt Gütersloh und im Kreistag fest.
„Denn die politische Diskussion hierzu wird seit inzwischen mehreren Jahren sehr breit und öffentlich geführt. So haben die zuständigen Gremien in den Räten in Harsewinkel, Gütersloh und Verl, in Kreistagsausschuss und Kreistag die entsprechenden Beschlüsse gefasst, die dieser Strecke eine gute Grundlage gaben, um in der Region ganz vorne in die Priorität zu gelangen. Sowohl die IHK, der Regionalrat als auch die Mitgliederversammlungen der Zweckverbände für den Schienenpersonennahverkehr haben sich für die Reaktivierung ausgesprochen. Im Rahmen von mehreren SPD-internen Workshops wurde darüber hinaus dieses Thema immer wieder sehr ausführlich diskutiert. Letztendlich wurde vor der Sommerpause ein breiter Konsens im Kreistag erreicht und eine gemeinsame Resolution aller Fraktionen einstimmig verabschiedet. Der Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe (VVOWL) als zuständiger Zweckverband für den Schienenpersonennahverkehr bereitet nun die aktuell anstehenden Entscheidungen für die Förderung der Infrastrukturmaßnahmen, wie Schienen- und Weichenerneuerung, Bahnübergänge, Signaltechnik, Einbindung in den Hauptbahnhof Gütersloh usw. vor. Für das nächste Frühjahr wird endlich eine Entscheidung erwartet, da sich zwei weitere Strecken im Münsterland ebenfalls um Mittel bewerben.
Dabei stand und steht für die Verkehrsleistung eine Entlastung der Straßen für die Ein- und Auspendler aus Verl und Harsewinkel von und nach Gütersloh ausschließlich im Vordergrund. Als sehr ferne Vision behalten alle Beteiligten darüber hinaus die Option einer Verlängerung bis Versmold und einer Durchbindung über Hövelhof bis Paderborn weiter im Auge.
Denn ohne Frage sind Straßen nicht beliebig vermehrbar, eine damals eingeleitete Prüfung, ob die bisherige Bahntrasse als gesonderte Bustrasse genutzt werden könnte, wurde letztlich als zu teuer verworfen. An diesem Beispiel wird deutlich, dass Güterslohs innerstädtische Busverkehre nicht von einer TWE-Reaktivierung betroffen sein würden. Wohl aber die innerstädtischen Individualverkehre, wenn nämlich weniger PKWs die Straßen belasten und weniger Parkraum für den stehenden Verkehr gebraucht würde. Auch Gütersloh würde davon profitieren, wenn der Schienengüterverkehr von und nach Harsewinkel erhalten bliebe und die Schwerverkehre zur A30, A2 A 44 und später A33 nicht Güterslohs innerstädtische Straßen belasten würden. Dies haben auch die Räte in den Kommunen und der Kreistag abgewogen, als für die zukünftige Verkehrsleistung Betriebskostenzuschüsse aus den kommunalen Etats von jährlich 1 Million Euro zugesagt wurden. Alle beteiligten Kommunen sehen also für sich eine „Win-Win-Situation“. Die restlichen Betriebskosten sollen aus Regionalisierungsmitteln des Nahverkehrsverbund Westfalen-Lippe (NWL) gedeckt werden. Das ist exakt vom Gesetzgeber so vorgesehen, da der öffentliche Personennahverkehr als Bestandteil der Daseinsvorsorge Aufgabe des Staates ist.
Die aktuellen Zahlen und Prognosen aus dem Wirtschaftlichkeitsgutachten wurden von professionellen Planern sorgfältig ermittelt. Sie sind auch Grundlage der Beschlüsse in der Städte Gütersloh, Harsewinkel und Verl sowie dem Kreis Gütersloh.
Die Thesen des Vorsitzenden des Gütersloher Seniorenbeirats zu möglichen, negativen Auswirkungen auf den innerstädtischen Busverkehr, die er prognostiziert, sind somit aus heutiger Sicht nicht gegeben.
Wir sind gerne bereit, zusammen mit dem Seniorenbeirat der Stadt Gütersloh dieses Thema erneut zu vertiefen um die aufgetauchten Bedenken hinsichtlich einer angeblichen Verschlechterung des Angebots des Busverkehrs in der Stadt Gütersloh auszuräumen. Dass der ÖPNV in Stadt und Kreis einem ständigen Prozess unterliegt, der sich den jeweiligen Anforderungen stets neu stellen muss, sollte dabei allen klar sein.“