Kommunen im Kreis Gütersloh vor schwierigen Weichenstellungen

Für die SPD-Fraktion vor Ort im Bahnhof Gütersloh Nord: (von links) Ulla Ecks, Klaus Tönshoff

Die SPD-Kreistagsfraktion sieht große Chancen für die Entwicklung des Nahverkehrs im Kreis Gütersloh bei der Reaktivierung der TWE-Strecke Versmold – Harsewinkel – Gütersloh – Verl für den Personennahverkehr. Ulla Ecks, Fraktionsvorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, und Klaus Tönshoff, Sprecher des Arbeitskreises Verkehr der Fraktion, sind sich darin einig: "Allerdings müssen wir uns jetzt auch um die Details der Herausforderungen und Risiken für den Kreis oder die Kommunen kümmern, ehe wir vertragliche Vereinbarungen über einen 10-Jahres-Zeitraum hinaus eingehen können."

Die TWE als Betriebsgesellschaft und im Besitz der Güterverkehrstochter der Französischen Staatsbahn SNCF erwartet für den dauerhaften Erhalt der Strecke Betriebskostenzuschüsse von den Kommunen oder der regionalen Wirtschaft von rund 1 Million Euro jährlich. Diese Erwartung und die Chancen und Risiken für eine Stärkung des Güterverkehrs und eine Neuaufnahme des Schienenpersonen-
nahverkehrs (SPNV) waren Thema einer internen Konferenz der SPD-Kreistagsfraktion mit Mitgliedern der Ortsvereine und -Fraktionen aus Versmold, Harsewinkel, Gütersloh und Verl.
Klaus Tönshoff, Sprecher des Arbeitskreises Verkehr der SPD-Kreistagsfraktion, erläutert dazu: "Der Eigner der TWE-Strecke, die Güterverkehrstochter Captrain der französischen Staatsbahn SNCF, baut gerade erheblichen Druck auf die örtliche und regionale Politik auf. Die bisher nur für den Güterverkehr genutzte Strecke sei nicht wirtschaftlich zu betreiben ohne zusätzlichen Personenverkehr." Natürlich gehört es zu den vorrangigen Zielen der SPD, den öffentlichen Personennahverkehr und damit auch den SPNV zu fördern und zu entwickeln. Allerdings sollten neben den Chancen auch die Herausforderungen und Risiken bekannt sein, insbesondere die finanziellen.
Gemeinsam mit den betroffenen Kommunen Versmold, Harsewinkel, Gütersloh und Verl müssen offene Fragen definiert werden. Nach ersten Erkenntnissen sollen die Gemeinden bis zu 1 Million Euro jährlich als Betriebskostenzuschuss aufbringen. Weitere ganz praktische Fragen und zusätzlicher Investitionsbedarf ergeben sich für die Kommunen aus dem Betrieb, wie Schaffung des Umfeldes für Haltepunkte (Parkplätze, Fahrradunterstellung, Beleuchtung, Wartung und Reinigung) sowie durch die Beseitigung oder technische Sicherung von Bahnübergängen. Auch die prognostizierten Fahrgastzahlen sollten mit der örtlichen Sachkunde geprüft werden.
Ulla Ecks, Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreistag: "Die kompletten Zahlen für die gesamte Vertragsdauer von 10-12 Jahren müssen auf den Tisch, sonst gehen die Kommunen ein unkalkulierbares Risiko ein."
Das nächste Eckdatum ist der 24. Juni. An diesem Tag soll die Mitgliederversammlung des Zweckverbands VVOWL entscheiden, ob die TWE-Strecke optional in ein zukünftiges Ausschreibungspaket „OWL-Dieselnetz“ aufgenommen werden soll, vorbehaltlich der späteren Mitfinanzierungszusage durch Kommunen oder Wirtschaft.