
Der Kreis Gütersloh ist bekanntlich ein ländlich strukturierter Kreis in NRW. Aber gerade mit den typischen Herausforderungen der Mobilität in einem ländlich geprägten Raum sieht sich unser Kreis konfrontiert.
-Demographischer Wandel
-Finanzierung der Infrastruktur
-Erhöhte Mobilitätskosten
-Daseinsvorsorge und Erreichbarkeit
-Anforderungen an den Klimaschutz
Das sind die Stichworte, die sowohl die Kreisverwaltung als auch die sie begleitende Politik aufnehmen muss, um diese Herausforderungen bewältigen zu können.
Meine Fraktion hat in den vergangenen Jahren wichtige Beiträge in den entsprechenden Ausschüssen verfasst und letztendlich auch Unterstützung aus den Reihen der anderen politischen Fraktionen bekommen.
Ich nenne hier unsere Aktivitäten im Bereich ÖPNV im Kreis Gütersloh aber auch das ständige Anschieben von Radwegebau und Radwegesanierung.
Der eigentliche Schwerpunkt des derzeitigen Kreisstraßenbau-Programms im Haushaltsplan 2015 ist der Radwegebau. Der Bau oder der Ausbau von Autostraßen nimmt einen geringeren Umfang ein.
Und das ist auch gut so, denn wir sind im Kreis Gütersloh mit ca. 900 km Radwegen an Bundes- Landes- und Kreisstraßen zumindest mengenmäßig gut ausgestattet. Hierbei sind die Radwege in den Kommunen, an den Stadt- oder Gemeindestraßen nicht mitgezählt. Nach Ansicht der SPD im Kreis soll dieses sogenannte Freizeitnetz stärker auf die Alltagsradler ausgerichtet werden, die tagtäglich bzw. mehrmals in der Woche das Fahrrad benutzen.
Eine unserer jüngsten Aktivitäten war folgerichtig die Einbringung des Antrags, ein Radwege-Hauptnetz für den Kreis Gütersloh zu erstellen.
Was ist darunter zu verstehen? Hierzu wieder einige Stichpunkte, die wir als Forderungen unseres Antrags formuliert haben:
-Das Radwegenetz muss sicher sein, leicht erkennbar und einprägsam sein
-Es muss direkt sein und möglichst keine Umwege erfordern
-Eine einfache Orientierung zwischen Städten und auch zwischen Orts- und Stadtteilen muss durchgängig möglich sein
-Der Ausbaustandard sollte so angelegt werden, dass auch Geschwindigkeiten von 20-25km/h gefahrlos möglich sind. Stichwort: PEDELEC
-Das zukünftige Radwegenetz muss deutlich mehr Radverkehr aufnehmen können als zurzeit und gute Wege für Alltagsradler bieten, die zügig vorankommen wollen.
-Die Verknüpfung mit anderen Verkehrsträgern, wie z.B. Bus- und Schienenverkehr, muss einfach, sicher und bequem gestaltet sein.
Als Gründe für eine solche Initiative möchte ich hier nennen:
-Es gibt noch viel zu tun im Kreis und seinen Kommunen, vor allem die Verkehrsinfrastruktur an die wachsende Bedeutung des Fahrrades als Verkehrsmittel anzupassen. Immer mehr Menschen erledigen alltäglich Wege zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen und in der Freizeit mit dem Fahrrad. Es schont die Umwelt, den persönlichen Geldbeutel und fördert die Gesundheit und braucht viel weniger Platz
-Überall im Kreis, meine Damen und Herren, ist die Förderung des Radverkehrs ein ganz aktuelles Thema. Es wäre daher ratsam, zwischen dem Kreis und seinen Kommunen ein gemeinsames, abgestimmtes Vorgehen anzustreben, damit der Anteil des Radverkehrs kreisweit erhöht wird und die Radwege noch besser zu vernetzen und zu modernisieren.
Wir werden im Herbst 2015 über unseren Antrag zum Radverkehrsnetz erneut beraten, dann natürlich mit den notwendigen Daten und Erkenntnissen der Kreisverwaltung.
Wir Politiker wissen ja seit ca. 1 Jahr, wie die Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Dank der Mobilitätsumfrage können wir nun erkennen, welche Wege die Bürger und Bürgerinnen des Kreises nutzen, um von Ziel A nach Ziel B zu kommen.
Im Jahr 2014 führte der Kreis Gütersloh gemeinsam mit dem VVOWL eine internetgestützte Abfrage zum Thema Mobilität durch. Über 9000 gewonnene Datensätze haben uns Erkenntnisse gebracht, wie das Mobilitätsverhalten der Menschen im Kreis, in den Kommunen und z.T. sogar auf Ortsteilbasis aussieht.
In der Zwischenzeit erstellt der Kreis Gütersloh basierend u.a. auf diese gewonnenen Erkenntnisse eine kreisweite Mobilitätsstrategie. Was ist das? Ich versuche, dies einmal in kurzen Worten darzustellen:
-Der Kreis Gütersloh hat 2013 ein integriertes Klimaschutzkonzept erarbeitet und politisch beschlossen.
-Neben vielen anderen ist das Thema Mobilität ein eigenes Handlungsfeld mit fünf Projekten: 1. Mobilitätskonzept für den Kreis, 2. Radmobilitätskonzept, 3. Attraktiver ÖPNV und SPNV, 4. alternative Antriebe und E-Mobilität, 5. Energiesparender Individualverkehr.
Noch ist es zu früh, über detailliertere Darstellungen zu referieren; aus Rücksicht auf die noch tagenden Ausschüsse, wie Kreisausschuss und Umweltausschuss. Lediglich der Verkehrs- und Straßenausschuss hat dieser Mobilitätsstrategie Anfang Mai bereits zugestimmt.
Fest steht allerdings, dass alle Beteiligte anstreben, zum Ende des Jahres die Mobilitätsstrategie des Kreises öffentlich zu präsentieren.
Meine Damen und Herren,
das hört sich sicher auch für Ihre Ohren sehr gut an. Aber Vorsicht! Diese Pläne zu erstellen, ist das Eine, sie zu verwirklichen, eine Andere.
Ich spreche nun von der finanziellen Seite. Ein solches Konzept, sei es ein Radwegehauptnetz oder die Umsetzung einer kreisweiten Mobilitätsstrategie erfordert erhebliche finanzielle Leistungen, zum größten Teil aufzubringen durch den Kreis und der ihn tragenden Kommunen.
Vielleicht erfahren wir ja durch die Vertreter aus dem Land, dass wir auch von dieser Seite finanziell begleitet werden.
Erst, wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass wir ein gut funktionierendes Mobilitätsmanagement in die Tat umsetzen wollen und dafür ein hohes finanzielles Engagement eingehen wollen, hat die angestrebte Energiewende und die Wende in der Mobilität in unserem Kreis gewonnen.
So weit sind wir aber noch nicht. Es gehört noch eine Menge Überzeugungskraft dazu, damit die schönen, wichtigen Erkenntnisse, die wir in punkto Klimaschutz gewonnen haben nicht in der Schublade verschwinden, sondern wir eines Tages sagen können, wir sind einen gehörigen Schritt weiter gekommen.