„Die gesetzliche Frauenquote muss her“

Klaus Brandner (von links), Maria Unger, Bürgermeisterin, Prof. Dr. Ulrike Detmers, Unternehmerin, und Hans Feuß, SPD-Kreisvorsitzender.

„Wir Frauen hören uns seit 20 Jahren an, wie qualifiziert und unverzichtbar wir sind – da haben wir aber nichts von“, zog Prof. Dr. Ulrike Detmers am Freitagabend im Gütersloher Parkhotel eine düstere Bilanz. Sie war zu Gast bei der Veranstaltungsreihe „Brandner trifft“ und kam mit Gastgeber Klaus Brandner über Gleichstellung von Frau und Mann, die Rolle von Politik und die Herausforderungen der Zukunft ins Gespräch. Die Unternehmerin und Wirtschaftsprofessorin ist überzeugt: „Wir brauchen eine gesetzliche Frauenquote.“

„Gleichstellung ist dann erreicht, wenn neben dem Schreibtisch des Bankdirektors ein Laufstall steht“, erklärte eine Besucherin von „Brandner trifft“, wo für sie die Reise hingehen soll – und bekam dafür einen langen, zustimmenden Applaus der anderen Gäste. Aber der Weg zu diesem Ziel ist steinig und wurde in Deutschland in den vergangenen Jahren eher langsam gegangen: „Frauen verdienen im Durchschnitt 23 Prozent weniger als Männer, wenn wir uns mit anderen EU-Ländern vergleichen, befinden wir uns auf den Abstiegsplätzen“, berichtete Klaus Brandner. „In den 200 größten, deutschen Unternehmen sind 2 Prozent Frauen in Vorständen, zehn Prozent der Aufsichtsratsmitglieder sind weiblich – stattdessen sind 30 Prozent aller Frauen im Niedriglohnsektor beschäftigt, aber nur 10 Prozent der Männer.“
Auch im Kreis Gütersloh ergebe sich ein ähnliches Bild, waren sich Brandner und Detmers einig, dass die „verfestigte Schieflage“ bis auf wenige Ausnahmen ein großes Problem sei. Prof. Dr. Ulrike Detmers beobachtet: „Viele Männer haben Angst, ins Bodenlose zu stürzen, wenn Frauen an die Macht kommen – der Mann ist das Hemmnis und nicht die Frau.“ Sie brach aber auch eine Lanze für die Männer und stellte heraus, dass sich gewiss eine umgekehrte Situation ergeben würde, wenn Frauen diejenigen mit den gut bezahlten Berufen wären. „Deshalb brauchen wir nun auch eine Frauenquote für Führungspositionen“, unterstrich die Frauenrechtlerin ihre Forderung an die Politik. Freiwillige Vereinbarungen bringen ihrer Meinung nach in diesem Bereich nichts. Momentan finde sich zu diesem Thema nichts im Koalitionsvertrag, wusste Klaus Brandner. Stattdessen sprechen die Konservativen über ein Betreuungsgeld für Mütter, die Zuhause bleiben. „Das ist doch absolut die falsche Botschaft“, meint Prof. Dr. Ulrike Detmers, die auch die FDP als „mega-machomäßig“ wahrnimmt.
Die Gleichberechtigung von Frau und Mann spielt für Klaus Brandner in jeden Bereich hinein: „Erfolgreiche Gleichstellungspolitik ist auch erfolgreiche Wirtschaftspolitik“, ist der Abgeordnete überzeugt. Er sprach mit Prof. Ulrike Dr. Detmers auch über die Praxis in der Mestemacher-Gruppe. „Sie brauchen am Anfang Mitstreiter, ohne meinen Mann wäre eine solche Entwicklung wie bei uns nicht möglich gewesen“, erzählte die Unternehmerin aus ihrer eigenen Geschichte. „Im Unternehmen muss sich eine Kultur entwickeln, in der Unterschiedlichkeit eine Rolle spielt.“ Es könne nicht sein, dass eine Frau in einer Führungsrolle angestarrt werde wie im Zoo und sich erstmal mit den Ellenbogen gegen zahlreiche Männer durchsetzen müsse, bevor sie mit ihrer eigentlich Arbeit beginnen könne. Die Erfahrung beweist für Prof. Dr. Ulrike Detmers, dass sich das Kämpfen lohnt: „Wenn die kritische Masse überschritten ist, geht es wie von selbst und es wird normal, dass Frauen an bestimmte Positionen gesetzt werden.“ Um das aber zu erreichen, sei eben eine Quote wie in Norwegen nötig.
Außerdem tauschten sich Klaus Brandner und sein Gast über die Rahmenbedingungen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus. „Wie soll eine Frau in einer Führungsposition ihr Kind um 16 Uhr aus der Tagesstätte abholen“, war eine kritische Frage aus dem Publikum. Außerdem müssten auch emanzipierte Männer mehr unterstützt werden, waren sich die Gäste einig. Prof. Ulrike Detmers forderte: „Männer, die Zuhause bleiben und sich um Kinder kümmern, müssen geachtet werden.“ Sie hätten es oftmals nicht leicht.
Nach dem Austausch auf dem Plenum tauschten sich Klaus Brandner und Prof. Dr. Ulrike Detmers intensiv mit rund 100 Besuchern der Veranstaltung aus.