
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Mehrwertsteuererhöhung, die Probleme auf dem Arbeitsmarkt und die hohen Arbeitslosenzahlen, das Renteneintrittsalter und jede Menge andere Dinge sorgten bei der Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsvereins Wiedenbrück für Kommunikationsbedarf. Mitten zwischen den nicht nur politisch interessierten, sondern auch engagieren Mitgliedern saß am Dienstagabend der Bundestagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Klaus Brandner, der seinen Besuch zum Anlass nahm, sehr offen und ehrlich mit seinen Parteikameraden zu diskutieren. Der Austausch gestaltete sich inhaltlich als überaus umfassend: Die Wiedenbrücker thematisierten nicht nur die gegenwärtige Situation, sondern sprachen auch über Veränderungen, die der demographische Wandel und die Globalisierung mit sich bringen.
„Sanieren, reformieren und investieren, dieser Dreiklang ist uns Sozialdemokraten wichtig, ihn umzusetzen ist der richtige Weg“, zeigte Klaus Brandner bei der Jahreshauptversammlung im Sport Hotel Wiedenbrück auf, welchen Weg seine Partei angetreten hat. „Wir müssen sanieren, also staatliche Einsparungen vornehmen, das tun wir auch für die nächste Generation, reformieren, das heißt, dass wir uns an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen müssen und einige Umgestaltungen vornehmen müssen und schließlich müssen wir unbedingt investieren und zwar in die Zukunft, in Forschung und Entwicklung, aber auch in die Köpfe.“ Besonders letzterer Punkt stellt sich aktuell als ein wichtiges Thema da, die Arbeitslosenzahlen sind hoch und Untersuchungen haben gezeigt, dass der Großteil der Langzeitarbeitslosen die Menschen mit einem geringen oder gar keinem Schulabschluss sind. Der Bundestagsabgeordnete stellte eindringlich heraus„Wir haben hier in Deutschland kein Gold, keine Rohstoffe, sondern müssen ganz und gar auf geistigen Fähigkeiten setzen und diese fördern.“
„Sehr viel Geld, das genau in diesem Bereich investiert werden sollte, wurde im vergangenen Jahr nicht ausgegeben“, wies ein Mitglied darauf hin, dass die Agentur für Arbeit ihr Budget für Weiterbildung nicht ausgeschöpft hatte. Über diese Tatsache zeigte sich auch Brandner als Sprecher für Soziales und Arbeit alles andere als glücklich. „Die Bundesagentur hat sich schon sehr gewandelt und entwickelt, ist aber noch lange nicht so, wie wir uns sie vorstellen.“ Der Bundestagsabgeordnete wünscht sich eine bessere Beratung und vor allem mehr Maßnahmen, die Arbeitslosen helfen, wieder in den Beruf zu kommen. Ganz klar betonte der Experte in Sachen Arbeitsmarktpolitik aber auch, dass die SPD den richtigen Weg eingeschlagen habe: „Uns war die Investition in diesen Bereich immer sehr wichtig, 25 Prozent der Langzeitarbeitslosen sind über fünf Jahre ohne Arbeit, wir engagieren uns, damit sie nicht ins soziale Abseits geraten.“ Jetzt sei auch die Eigeninitiative der Bürger gefragt, neue Beschäftigungsfelder müssen entdeckt werden. Bessere Qualität und optimierte Produkte kämen der Forderung „besser statt billiger“ nach.
Ehrlichkeit und auch gegenseitiges Vertrauen sind für Klaus Brandner sehr wichtige Grundlagen für Gespräche, auf diese Eigenschaften setzte er auch im Gespräch mit seinen Wiedenbrücker Parteifreunden. „Das Vertrauen beginnt, wenn man zugibt, dass man nicht auf alles eine Antwort hat“, betonte der Kreisvorsitzende, dass es in der Politik oftmals keine Patentrezepte gegen Probleme gibt. „Deshalb ist es ja so wichtig, dass wir als Partei auf allen Ebenen zusammen halten.“ Die Sozialdemokraten seien die, die sich doch auf die veränderten Bedingungen in Deutschland umstellten. Das erläuterte Brandner, als es um das Renteneintrittsalter ging. „Ich bin ganz ehrlich, die steigende Lebenserwartung und die immer weniger werdenden Jüngeren, die in die Kassen einzahlen, machen es irgendwann nötig, das Renteneintrittsalter zu erhöhen.“ Die Debatte wäre aber aktuell noch nicht von Bedeutsamkeit.
„Jetzt ist es wichtig, erst einmal dafür zu sorgen, dass der Wunsch nach Familie und nach einem guten Beruf sich nicht gegenseitig ausschließen und wir die Arbeitslosigkeit in den Griff bekommen“, fand der Bundestagsabgeordnete. Für 2006 jedenfalls sagen die Prognosen sehr gute Zahlen voraus, auch die Stimmung in der Bevölkerung ist gut. „Wir stehen jetzt vor der Aufgabe als Sozialdemokraten unser Profil in der großen Koalition zu behalten und unsere Ziele so gut es geht zu vertreten und durchzusetzen.“
Sehr positiv war die Resonanz der Wiedenbrücker auf Klaus Brandners ehrliche Worte. Der Kreisvorsitzende suchte im Rahmen der Jahreshauptversammlung nicht nur den Austausch mit den Mitgliedern des Ortsvereins, sondern bedankte sich auch für das Engagement auf kommunaler Ebene. Auf der ist Marianne Rosenow schon 25 Jahre aktiv, am Dienstag ehrte der Bundestagsabgeordnete sie für ihre langjährige Mitgliedschaft. „Du hast schon früh Verantwortung übernommen, hast dich im Betriebsrat für die Interessen der Arbeitnehmer eingesetzt und dich vorbildlich engagiert.“