
Einer für alles
SPD im Kreis nominiert Klaus Brandner als Kreisvorsitzenden und Bundestagskandidaten
VON STEFAN BRAMS
Gütersloh. Am Montag Nachmittag sah Klaus Brandner noch keinen Handlungsdruck, nun zügig einen neuen SPD-Kreisvorsitzenden zu wählen. Montag Abend ging dann doch alles ganz schnell: Einmütig nominierte der SPD-Kreisvorstand Klaus Brandner als neuen Kreisvorsitzenden und zugleich als Bundestagskandidaten für die vorgezogene Bundestagswahl im September.
"Gerade, wenn die Verantwortung groß ist, muss man die Verantwortung übernehmen", kommentierte Brandner seine Bereitschaft neben seinem Bundestagsmandat und der Zeit intensiven Tätigkeit als Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitischer Sprecher seiner Bundestagsfraktion in Berlin nun auch noch den Vorsitz im Kreis zu übernehmen, obwohl er in den vergangenen Tagen noch davon gesprochen hatte, "dass dies nicht sein Lebensziel sei".
Wie berichtet war der Kreisvorsitz seit Ende vergangenen Jahres vakant, da der Stadt- und Kreisverbandsvorsitzende Thomas Ostermann die Brocken hingeschmissen hatte, nachdem nicht er, sondern überraschend Hans Feuß zum Landtagskandidaten der SPD gewählt worden war.
Brandner zeigte sich gestern erfreut, dass ihn seine Partei mit großer Mehrheit erneut zum Bundesratskandidaten aufstellen wolle. "Ich bin mir des Risikos der Kandidatur bewusst, sehe aber auch die Chance, die von mir begonnene Arbeit, im Bundestag fortsetzen zu können." Eine grundsätzliche Kurskorrektur an der Agenda 2010 sei nicht notwendig, betont Brandner, "aber die SPD muss ihr Profil schärfen, stärker zuspitzen und klarer Konturen gewinnen gegenüber CDU und FDP". Er trete seine erneute Kandidatur an, "um eine solidarische Gesellschaft durch Reformen zu organisieren". Und bereits im neuen Wahlkampf angekommen legte er nach: "Die Menschen in Deutschland wollen keine schwarze Republik Davon bin ich überzeugt. Die Tatsächlichen Reformkräfte sind in der SPD."
Brandner räumte zwar ein, dass es im Landtagswahlkampf nicht gelungen sei, die Wähler und Anhänger ausreichend zu mobilisieren, hält den Bundestagswahlkampf aber dennoch für gewinnbar. "Wir haben in Gütersloh am Montag Abend offen und auch kontrovers unser Abschneiden diskutiert, aber Resignation habe ich nicht ausmachen können", betonte Brandner. "Wir blicken jetzt nach vorn." Er hoffe als neuer Kreisvorsitzender auf die Unterstützung des ganzen Teams, "denn sonst ist es nicht zu schaffen".
Froh zeigte sich Ulla Ecks, Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion und Mitglied im geschäftsführenden Kreisvorstand, über Brandners Nominierung "Es ist ein gutes Signal, dass Klaus Brandner in stürmischer Zeit Verantwortung übernimmt", sagte sie in der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Andere Kandidaten habe es nicht gegeben und auch der 25-jährige Frank Diembeck aus Borgholzhausen, der Interesse am Kreisvorsitz angemeldet hatte (wir berichteten), werde hinter Brandner zurückstehen. Ecks: "Der Vorstand wird Diembeck der Partei als stellvertretenden Vorsitzenden vorschlagen." Das sei auch ein Signal der Verjüngung der SPD.
Hans Feuß, unterlegener Landtagskandidat im Wahlbezirk Gütersloh II, sei für eine Kandidatur zum Kreisvorsitz nicht bereits gewesen, sagte Brandner gestern. Er werde aber im Kreisvorstand mitarbeiten.
Über Personal und ihre Politik wird die SPD auf ihrem Kreisparteitag am 2. Juli, einen Tag, nach dem der Kanzler den Misstrauensantrag im Bundestag stellen will, debattieren.
Brandner gehörte übrigens nicht zu den Eingeweihten in puncto Neuwahlen, wie er gestern betonte. "Der Kanzler hat mich am Sonntag nicht angerufen. Insofern weiß ich meinen Stellenwert in Berlin einzuschätzen."