
Ein Bundestagsabgeordneter schläft wenig in diesen Zeiten. Aber als Abgeordneter für Gütersloh und sozialpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion macht Klaus Brandner auf Arbeitnehmer aufmerksam, die sonst selten im Rampenlicht stehen: Menschen, mit ungewöhnlichen Arbeitszeiten. Drei Nächte lang war er im Kreis Gütersloh unterwegs. Er besuchte Krankenhäuser und Altenheime, war bei Taxifahrern, Sicherheitsleuten und einer Druckerei, schaute aber auch bei der Feuerwehr und der Polizei vorbei. Unabhängig davon, welche Tätigkeit ausgeübt wird: Nachtarbeit ist immer eine besondere Belastung für den Körper. Sie ist kein Luxus, sondern in den meisten Fällen gesellschaftlich notwendig. Und weil das so ist, gibt es für Nachtarbeit besondere Zulagen und vom Gesetzgeber eine Steuerbegünstigung. "Es geht nicht an, daß man die Leute dann auch noch zur Kasse bittet", so Klaus Brandner zu Plänen der CDU, die Schichtzulagen wieder voll zu besteuern und die Steuerbegünstigung für Nachtarbeit einzustampfen. "Und welcher Großverdiener arbeitet schon nachts in einem Angestelltenverhältnis? Das trifft wieder Leute, die sowieso ihre Gesundheit für uns hinhalten", sagt Klaus Brandner im Gespräch mit Krankenschwestern in Versmold. Und der Vorschlag der Union, den Spitzensteuersatz auf unter 40% abzusenken? "Das muß irgendwie bezahlt werden. Stoibers Steuerpläne sind falsch. Seine 40er-Vision sollen die Polizisten, Nachtbus-Fahrer und Altenpflegerinnen berappen. Da soll durch die höhere Besteuerung der Nachtarbeit ein Teil der Steuergeschenke für die Gut-Verdiener herkommen." Nach einem Rundgang auf Zehenspitzen fuhr er weiter zum nächsten Besuch. Mit Brötchen und Kaffee als kleine Aufmerksamkeit im Gepäck, unterwegs zu Leuten, die man tagsüber selten sieht und so nur schwer am "normalen" gesellschaftlichen Leben teilhaben können.