Konzept „Bildung und Erziehung stärken“

Gabriele Behler

Die einheitlichen Tests sollen zunächst in Klasse neun in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik eingeführt werden. Die Lernstandserhebungen sollen nicht in die Benotung der Schüler einfließen, sondern ein Instrument der internen und externen Evaluation für die Schulen sein; sie sollen für mehr Transparenz sorgen und den Wettbewerb zwischen den Schulen anspornen.
Behler: "Diese Tests sind ein wichtiges Instrument zur Förderung der Schülerinnen und Schüler und nicht eine zusätzliche Hürde auf dem Weg zum Schulabschluss."

Behler, die in Düsseldorf ihr Rahmenkonzept "Bildung und Erziehung stärken" mit Konsequenzen aus der PISA -Debatte vorstellte, betonte: "PISA hat aus meiner Sicht vier zentrale Ergebnisse. Sie lauten:
·15jährige deutsche Schüler liegen im internationalen Vergleich unter dem Durchschnitt;
·in keinem vergleichbaren Land ist der Zusammenhang von sozialer Herkunft und Schulerfolg so eng wie in Deutschland;
·wir haben einen besonders großen Teil von Schülern mit besonders gering entwickelten Fähigkeiten und
·die Förderung von Kindern aus Zuwandererfamilien gelingt in anderen Ländern besser als bei uns.
Um dieser Entwicklung zu begegnen, müssen wir vor allem Kinder aus Zuwanderfamilien und aus sozial benachteiligten Schichten besser und gezielter fördern, müssen wir insgesamt die Qualität des Unterrichts verbessern, früher mit der intellektuellen Entwicklung unserer Kinder beginnen und vor allem ein positiveres Lernumfeld für die Schulen schaffen – mit einer breiten Unterstützung durch Eltern, Verbände, Unternehmen."

Schulbeginn:
Die Landesregierung ist sich einig, dass der Bildungsauftrag des Kindergartens gestärkt werden muss. Behler kündigte an, dass ihr Ministerium bis zum Jahresende ein Schulfähigkeitsprofil erarbeiten werde, das den im Kindergarten Beschäftigten als Orientierung dienen soll. Die Anmeldung zur Schule soll künftig bereits im Herbst des Vorjahres erfolgen, um mehr Zeit für eine gezielte vorschulische Förderung zu bekommen (z. B. Sprachkurse für Zuwandererkinder). Zurückstellungen von der Schulpflicht soll es künftig nur noch in engem medizinischen Rahmen geben. Die rund 800 Schulkindergärten sollen auch organisatorisch Teil der Grundschule werden, die dort Arbeitenden in den Grundschulen gezielt zur besseren Förderung der Kinder in den Schulen eingesetzt werden.

Förderung von Schülerinnen und Schülern:
Der Ausbau der Ganztagsangebote bleibt ein vorrangiges Ziel der Landesregierung – nicht nur der Vereinbarkeit von Familie und Beruf wegen – sondern auch aus bildungspolitischen Gründen. Tempo und Umfang des Ausbaus hängen indes von den Gesprächen mit den Wohlfahrtsverbänden, den Kommunen und nicht zuletzt vom Ergebnis der Haushaltsberatungen ab. Die zusätzliche Sprachförderung in den Klassen fünf und sechs an derzeit 30 Gesamt- und 91 Hauptschulen soll deutlich ausgebaut werden soll.

Qualität des Unterrichts:
Die Verbesserung des Unterrichts ist eine Kernaufgabe nach PISA, so Gabriele Behler. Die Ministerin kündigte neben den landesweiten, zentralen Lernstandstests eine Reihe weiterer Schritte an. So sollen für die Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Englisch Kernlehrpläne erarbeitet werden, in denen die Anforderungen präzisiert und die für alle verbindlichen Bestandteile deutlich herausgestellt werden. Außerdem sollen in den Klassen fünf und sechs die Fächer Biologie, Physik und Chemie zu einem Fach Naturwissenschaft zusammengeführt werden, das damit als weiteres Hauptfach einen höheren Stellenwert erhalten soll.
Gemeinsam mit mehreren Partnern soll eine Leseinitiative NRW ins Leben gerufen werden, die beispielsweise Lesewettbewerbe und andere Aktionen zur Stärkung der Lesekompetenz umfassen soll.
Die Reform der Lehrerausbildung und gezielte Fortbildungsangebote sollen die Diagnosefähigkeit und die Förderkompetenz der Lehrerinnen und Lehrer in NRW erhöhen. Schulleitungen sollen künftig einzelne Lehrer zur Teilnahme an Fortbildungen verpflichten können.

Partner für die Schulen, Erziehung stärken:
"Wenn unsere Schulen die zu recht hohen Erwartungen an Bildung einlösen sollen, dann brauchen sie mehr Unterstützung", betonte Gabriele Behler. Sie appellierte an Politiker, Medien, Eltern und Schülern, den Lehrern zu vertrauen. Um zu einer Veränderung des Lernklimas an den Schulen zu kommen, regte die Ministerin Erziehungsverträge zwischen Eltern und Schule an. Vor allem aber rief sie die Schulen dazu auf, künftig auf den Zeugnissen der Schüler Bemerkungen zum Arbeits- und Sozialverhalten einzuführen.

Gabriele Behler abschließend: "PISA ist kein Grund für Depression oder Hysterie, sondern eine Studie, die uns die Chance gibt, eingefahrene Wege auch selbstkritisch zu überprüfen und an entscheidenden Punkten die Weichen neu zu stellen. Die große Aufmerksamkeit, die die PISA -Studie erzeugt hat, bietet uns sowohl die Möglichkeit, als auch die Herausforderung, gemeinsam den Wert von Bildung zu stärken und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Arbeit von Schulen zu verbessern."